Donnerstag, 17. Dezember 2009

Oh, oh...Ziemlich vernachlässigt!

So, ich muss mich wirklich schämen! Jetzt bin ich seit mehr als 4 Wochen wieder in Deutschland (zu erkennen an dem "ä") und habe noch immer keinen Eintrag zu meiner letzten Arbeitswoche und dem finalen Wochenende in Schottland geschrieben! Das wird auf der Stelle nachgeholt...

Meine letzte Woche begann am Montag mit einem für mich sehr ruhigen, aber lustigen Tag in unserem Van. Ich durfte mit Steve - dem Fahrer dieses Vans - rausfahren, um die Post zwischen den Zweigbibliotheken umherzufahren.

Auf der Fahrt, die uns in so schoene, aber abgelegene Orte wie Strathblane (nahe Glasgow), Drymen (viel Nebel!), Balfron und Cambusbarron am Vormittag führte, erzählte ich lebhaft mit Steve. Wir redeten über Gott und die Welt: Naja, eigentlich eher über Bibliothekssysteme, Filme, Poststreik, Brückenbau und Urlaub ... Nach dem Mittag im Hauptquartier ging es dann in die andere Richtung - nach Bridge of Allan, Dunblane, Doune und Callander. In allen Bibliotheken wurde ich von den Mitarbeitern nett aufgenommen, ausgefragt und unterhielt mich mit ihnen über deren Urlaube (gibt es das Wort?) in Berlin oder anderen Teilen Deutschlands! Währenddessen packte Steve die Postkisten, Stühle und was sonst so anfiel aus dem Wagen und andere rein. Meine Hilfe wollte er nicht. Sobald ich eine Kiste in der Hand hatte, nahm er sie mir wieder weg und schickte mich zum Quatschen :)

Am Dienstag startete ich dann in einer neuen Abteilung: dem Young People's Service. Jane und ihre Kollegen kümmern sich um die ganz kleinen Nutzer der Bibliothek, aber auch um die "Teenies". Sie organisieren Lesegruppen für die Älteren und (Ferien-)Projekte für die Jüngeren. Das Sommerferienprojekt (Passport to Reading) war gerade beendet worden und ich durfte bei der Aufräumaktion helfen, welche beinhaltete, die gepackten Überraschungsbeutel auszuleeren und die laufenden Globusse, Bleistifte, Mintstangen und Notizblöckchen zu sortieren. Nebenbei wurde mir die Aufgabe zugetragen, die Bilderbücher (= viele kleine und große dünne Hefte) den Autorennamen nach alphabetisch zu ordnen. Danach machte ich dann Regalordnung bei den ganz alten Kinderbüchern (darunter viele "Klassiker" aus meiner eigenen Kindheit und so ganz anders als die "moderne" Kinderliteratur!!). Es machte mir wirklich Spaß dort aufzuräumen, da ich auch viel gucken durfte. Es ging nicht wirklich darum Ordnung zu schaffen - denn diese war eigentlich schon da. Ich sollte viel mehr einfach beschäftigt werden, denn das Bibliothekssystem "Horizon" arbeitete 4,5 Tage lang nicht und die meiste Arbeit hängt davon ab! So hatte ich genug Zeit, um in all diesen tollen Büchern zu stöbern. Wenn ich nicht Regalordnung machte oder Beutelchen entleerte, zerriss ich ausgesonderte Bücher und brachte sie in den Müll. Am Donnerstagnachmittag erholte sich auch "Horizon" wieder und ich sonderte weitere 200 Kinderbücher aus.
Ich arbeitete in dieser Woche aber nicht nur für den YPS. Da das System sowieso nicht funktionierte durfte ich ein weiteres Mal mit Steve (Van driver) und Morag (Access-Service, Hausbesuche) rausfahren. Mittwoch früh suchten Lindsay (Bibliotheksassistentin im YPS) und ich Bücher für Kinder in weit entfernt wohnenden Familien heraus (anhand von Profilen). Diese verstauten wir in alten Koffern (pro Familie einer) und brachten sie in den Transporter. Dann fuhren wir - Steve, Morag und ich - los und besuchten eine Grundschule im absoluten Nirgendwo (der Ort hat nicht einmal einen Namen!) und zu mehreren Privatpersonen, die entlang des Loch Katrine leben. Die Gegend ist einsam, ruhig und wunderschön. Mittagspause machten wir an dem kleinen Hotel Inversnaid am Loch Arklet, wo ein wunderschöner Wasserfall alle blicke auf sich zieht.

Auch bei dieser Fahrt wurde wieder lebhaft diskutiert, aber auch gelacht. Außerdem musste ich beweisen, dass ich das Wort "Loch" aussprechen kann. Die meisten sagen "Lock" (vor allem die Engländer). Dieses Mal drehten sich die Gespräche um DDR, Seen, Jelly Babies und Marzipan. Am Nachmittag entsorgte ich dann wieder Bücher.
Dienstag vormittag wurde ich in die Central Library abberufen, da dort Personalmangel herrschte. Ich wurde wieder mit der Umarbeitung der Kinderbücher, den Stock rotation-Büchern und Thekendienst betraut. Nachmittags ging es dann in den YPS, wo ein Gespräch mit Jane über die Aufgaben der Abteilung stattfand.
Das Ende meines Aufenthaltes nahte unbarmherzig. Schon am Dienstag packte ich meine Sachen zusammen (größtenteils) und wusch noch einmal Wäsche. Die Woche verging wie im Flug. Am Freitag wurde ich in der Mittagspause von den Kollegen der Headquarters verabschiedet. Ich hatte Kekse und andere Leckereien nebst Karte und Bärchen zum Hinstellen mitgebracht. Sie standen dann alle um mich herum und Moira überreichte mir zwei kleine Päckchen. Eines enthielt eine wunderschöne Kette, das andere eine kleine Flasche Milleniumswhiskey, welcher speziell zum Jahreswechsel 1999/2000 in limitierter Anzahl in der Destillerie in Deanston (Nachbarort von Doune) vom Stirling Council in Auftrag gegeben wurde. Nach der Verabschiedung von allen so gegen 3 Uhr fuhr mich Jane dann zur Central Library, die mich noch einmal wegen Personalmangels bestellt hatten. Ich arbeitete dort dann gerade an der Stock rotation pull list, als Lesley mich zu sich hinter die Theke rief, wo auch die anderen Kollegen bereits warteten. Sie alle schauten mich an und Laura trat mit einem Päckchen auf mich zu. Auch hier bekam ich eine wirklich hübsche Kette und dazu einen Schal (in superschicker roter Farbe!) . Damit war die schöne Zeit in dieser schottischen, öffentlichen Bibliothek endgültig vorbei. Alison und ich fuhren nach Hause, holten Conny und gingen in das Restaurant des Red Lion Hotel, wo ich die beiden zum Abschied zum Essen einlud. Anschließend holten wir meine Sachen und Kenneth (Alisons Bruder) fuhr mich nach Dunblane zum Bahnhof, wo ich den nächsten Zug nach Glasgow nahm, um mich mit Freunden zu treffen und auch von ihnen Abschied zu nehmen. Am Samstag schlenderten Bianca und ich dann noch einmal durch die City von Glasgow, auf der Suche nach letzten Mitbringseln für die Lieben daheim. An diesem Abend lud uns Biancas Gastmutter Irene dann zum Inder ein, wo wir gemeinsam mit der Tochter und Freunden von Irene einen lustigen Abschluss des Aufenthaltes hatten.

Sonntag kam gegen 11 Uhr unser Taxi und brachte uns zum Glasgow International Airport, wo wir noch ca. 2 Stunden Zeit hatten (nach dem Einchecken), Essen gingen und einen Schaufensterbummel machten. Eine zeitlang saßen wir auch direkt neben einem schicken roten Ferrarri...Und das obwohl ich nie Sportwagen mochte! Aber seit den acht Wochen drüben denke ich da ein bisschen anders ^^

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